24.08.2021
Zum Inhalt
URM ist schon seit Stunden allein und langweilt sich. Um ihn herum gibt es nichts Neues, woran sich sein Gedächtnis üben könnte. Für ihn jedoch ist das Sammeln von Informationen der Zweck seines Daseins. Denn URM, im Auftrag der Interplanetaren Kommunikationsabteilung gebaut, verfügt über ein Gehirn mit künstlicher Intelligenz. Gelangweilt beschließt der Roboter, sich auf die Suche nach neuen Eindrücken zu machen. URM verlässt das Labor und erforscht seine Umgebung.
Die Belegschaft der Forschungsstation ist nicht auf das Erscheinen der riesigen intelligenten Maschine vorbereitet und gerät in Panik. Der Roboter geht, angetrieben von seinem unbändigen Erkundungsdrang, wenig fürsorglich mit Geräten und Mobiliar um. Er ignoriert menschliche Befehle und findet dafür sogar logische Begründungen.
In die Enge getrieben, setzt er seine gewaltigen Kräfte ein und zerstört die Hindernisse. Menschen müssen sich vor ihm in Sicherheit bringen, denn die außer Kontrolle geratene Maschine nimmt auf deren Gesundheit keine Rücksicht.
Fünf große Bulldozer sind nötig, um den wildgewordenen Roboter einzuklemmen und festzuhalten.
Anschließend suchen die Verantwortlichen nach der Ursache für URMs Verhalten. Sie hatten den Roboter mit einem Gehirn ausgestattet, dass ihn befähigt, in neuen und unbekannten Situationen eigene Entscheidungen zu treffen.
Sein Verhalten wird durch ein Grundprogramm und ein sogenanntes inneres Programm gesteuert. Letzteres erzeugt in URM das Bedürfnis nach Analyse der Umgebung und dem Sammeln von Informationen. Die Verknüpfung beider Steuerprogramme sollte dem Roboter viele neue, unvorhersehbare Möglichkeiten eröffnen, wie er auf äußere Einwirkungen reagieren kann. Die Kybernetiker nennen sie »spontane Reflexe«. Diese spontan entstehenden kleinen Programme haben vermutlich das Grundprogramm in den Hintergrund gedrängt, und das innere Programm übernahm letztlich die Kontrolle. URM begann, selbständig zu handeln.
Hintergrund
Die Geschichte »Спонтанный рефлекс« (»Spontaner Reflex«) erschient zum ersten Mal 1958 in der Zeitschrift »Знание-сила« (»Wissen ist Macht«).
In der Zeitschrift »Wochenpost« wurde die Geschichte erstmals 1959 unter dem Titel »Roboter auf Abwegen« in deutscher Übersetzung veröffentlicht.
Persönliche Wertung
Dieses Frühwerk der Strugatzkis ist eine interessante Geschichte mit einer ausgeprägten Science-Fiction-Idee. Den Autoren gelingt es auf beeindruckende Weise, den damaligen Wissensstand auf dem Gebiet der Kybernetik darzustellen und verständlich zu machen. Ich habe »Ein Roboter bricht aus« mit Vergnügen gelesen.
Besonders gefällt mir die Möglichkeit, einen Blick in URMs Kopf werfen zu können, seinen Gedanken zu folgen und zu erleben, wie dieser neugierig alles um sich herum erkundet. Der Leser hat quasi die einmalige Gelegenheit, beim Erwachen seiner künstlichen Intelligenz dabei zu sein. Das Auftreten des »spontanen Reflexes« ist dadurch logisch nachvollziehbar.
Die Autoren kommen in späteren Werken auf das Thema künstliche Intelligenz immer wieder zurück. Sie beschreiben in »Der ferne Regenbogen« den »Alptraum von Massachusetts«, als Wissenschaftler eine riesige Computeranlage bauen und das System nach wenigen Minuten abschalten müssen. Während dieser kurzen Zeit wird ihnen bewusst, dass sich vor ihren Augen gerade eine neue, nichtmenschliche Zivilisation manifestiert. Hastig wird die Anlage stillgelegt und durch umfangreiche Sicherungsmaßnahmen abgeschottet.
Der Roboter URM kann auch als Vorläufer des kybernetischen Kundschafters SKYBEK angesehen werden. Beide Computersysteme sollen die Forschung unter nichtvorhersehbaren Bedingungen unterstützen.
Das Thema Künstliche Intelligenz hat in der Welt des »Mittag, 22. Jahrhundert« einen hohen Stellenwert. Kyber-Erkunder befinden sich an Bord des Raumschiffes »Taimyr« und gehen auf dem »Blauer Sand«-Planeten allesamt verloren. Ihr Einsatz wird ebenfalls bei der Erforschung der »Leonida« und bei der Arbeit auf dem Arche-Planeten (»Die dritte Zivilisation«) erwähnt.
So endet die Geschichte und lässt den Leser mit dem Gedanken zurück, wie intelligente und mächtige URMs die Weiten fremder Planeten durchstreifen und für die Menschheit wertvolle Erkenntnisse gewinnen …
Zum Buch
Titel: | Ein Roboter bricht aus |
Russischer Originaltitel: | Спонтанный рефлекс (Spontaner Reflex) |
Autoren: | Arkadi und Boris Strugatzki (auch Strugazki) |
Deutsch: | Erich Einhorn |
Verlag: | Verlag Neues Leben, Berlin 1963 |
Seitenzahl: | 28 |
Ausgabe: | Heft Das Neue Abenteuer 210 |
Quellen
[1] Heft Das Neue Abenteuer 210, Ein Roboter bricht aus, Verlag Neues Leben, Berlin 1963
Einige Grafiken wurden von Klaus Poche gezeichnet und erschienen in der Wochenpost (Berlin). – 1959. – 26. Dezember (Nr. 52).
Einige Illustrationen hat Hans Räde geschaffen und stammen aus dem Heft Das Neue Abenteuer 210.
Die Zeichnung von Igor Leonidowitsch Uschakow stammt von der Seite »Фантасты братья Стругацкие: Ушаков Игорь Леонидович«. Sie erschienen in der Zeitschrift Знание – сила (М.). – 1958. – № 8
Die Veröffentlichung der Zeichnung erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch Vladimir Borisov (Redakteur der Seite »Фантасты братья Стругацкие«).