26.07.2023
Zum Inhalt
Rund 350 Jahre nach seinem Start zum Regengestirn erreicht das Raumschiff »Kosmos« die Grenzen des heimatlichen Sonnensystems. An Bord sind gerade einmal 10 Jahre vergangen. Die Besatzung der »Kosmos« kann die Ankunft auf der Erde kaum erwarten.
Gleichzeitig ahnt auf dem Heimatplaneten niemand etwas vom Eintreffen der Vorfahren. Nur Vena Rendhoff, eine junge Wissenschaftlerin, stößt bei ihren Recherchen über die historische Entwicklung ihres Fachs, der Kybernetik, auf Informationen über ein Raumschiff, das Anfang des 21. Jahrhunderts ins Hyadensystem aufgebrochen ist. Seitdem gilt die Expedition als verschollen.
Vena stellt bei ihren Nachforschungen fest, dass die Raumfahrer, wenn auch verspätet, in naher Zukunft zurückkehren könnten. Nachdem sie einen detaillierten Plan für den Empfang und die Integration der Vorfahren ausgearbeitet hat, wendet sie sich an den Rat für Astronautik. Schließlich wird sie mit der Planung und Organisation aller notwendigen Schritte beauftragt, damit sich die Raumfahrer im 24. Jahrhundert zurechtfinden und wohlfühlen.
Die Männer der »Kosmos« finden ihren Heimatplaneten völlig verändert vor. Die Menschen leben als kommunistische Gemeinschaft in einer friedlichen und gerechten Welt. Der Amerikaner Stafford, der in kapitalistischen Verhältnissen aufgewachsen ist, wird gemütskrank, weil er glaubt, in der neuen Umgebung nicht zurechtzukommen. Auch den anderen Männern fällt die Eingewöhnung nicht leicht.
Zwar wird jedem Besatzungsmitglied eine Begleiterin zugeteilt, doch die Männer stören sich daran, dass sie in der ersten Zeit isoliert in einer kleinen Siedlung leben müssen. Ein strenges, aber durchdachtes Ausbildungsprogramm soll sie auf das Leben auf der Erde vorbereiten. Denn Wissenschaft, Technik und Gesellschaft haben einen Stand erreicht, auf dem sie mit ihrem jetzigen Wissen kein selbstbestimmtes und freies Leben führen können.
Einige Raumfahrer brechen aus dem Lehrplan aus und gehen auf eigene Faust auf Entdeckungsreise. Die Menschen des 24. Jahrhunderts versuchen, ihren Vorfahren jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen. Nach einigen Irrungen und Wirrungen gelingt es schließlich, alle Neuankömmlinge zu integrieren.
Hintergrund
Der Roman erschien erstmals 1966 im Verlag Das Neue Berlin in insgesamt 7 Auflagen, gleichzeitig als Fortsetzungsroman in »Freie Presse« (1966) und 1987 in der Reihe »SF Utopia«.
Er gilt als der wohl bedeutendste Roman von Eberhardt del' Antonio. Nach Motiven dieses Buches entstand 1972 ein SF-Theaterstück, an dem der Autor als Co-Autor beteiligt war.
»Heimkehr der Ahnen« kann als der erste ernsthafte Versuch in der DDR-Literatur angesehen werden, eine komplexe kommunistische Utopie zu entwerfen. [2]
Persönliche Wertung
Bei meiner ersten Lektüre vor vielen Jahren konnte mich der Roman noch nicht besonders begeistern. Denn das Werk entsprach nicht meinem damaligen jugendlichen Interesse, das mehr auf Unterhaltung und Abenteuer ausgerichtet war. Aber es hat sich für mich gelohnt, es jetzt, im reiferen Alter, ein zweites Mal in die Hand zu nehmen und auf mich wirken zu lassen.
Vor allem der utopische Aspekt, eine ferne Zukunft, in der die Menschen in einer gerechten und friedlichen Völkergemeinschaft leben, mit den Augen eines quasi Zeitgenossen zu sehen, macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus.
Der Autor versucht auch nicht, seine Leser mit der Beschreibung zukünftiger technischer Errungenschaften zu beeindrucken. Vielmehr stellt er das Leben der einfachen Menschen, ihre Beziehungen und ihren Alltag in den Mittelpunkt.
Auch in dieser Welt ist nicht alles heil und harmonisch. Es gibt Liebe, aber auch Eifersucht und Intrigen. Vena Rendhoffs ehemaliger Lebensgefährte liefert dafür ein überzeugendes Beispiel, verharrt aber nicht in diesem Zustand, sondern erfährt eine positive Entwicklung.
Eberhardt del' Antonios Roman greift ein Thema auf, mit dem sich schon andere seiner Kollegen beschäftigt haben, bspw. Georgi Martynow in »Die Rückkehr der Phaeton«. Es geht um die Frage, ob jeder Mensch in gewisser Weise an seine eigene Zeit gebunden ist und sich deshalb in einer anderen Zeit nicht wohl fühlen kann.
Die Lösung dieses Problems ist letztlich radikal: Nur eine Anpassung der Vorfahren, sowohl in psychischer als auch in physischer Hinsicht, ermöglicht ihnen ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben in der zukünftigen Gesellschaft.
Wie alle Utopien leidet der Roman darunter, dass die dargestellte Gesellschaft nur wenige Konflikte kennt. Aber wenn der Leser in einer Welt lebt, die vor allem von großen äußeren Auseinandersetzungen geprägt ist, dann ist der Aufenthalt in del' Antonios Zukunftswelt geradezu wohltuend und äußerst vergnüglich.
Zum Buch
Originaltitel: | Die Heimkehr der Vorfahren |
Autor: | Eberhardt del’ Antonio |
Verlag: | Das Neue Berlin 1966 |
Seitenzahl: | 352 |
Ausgabe: | Hardcover mit Schutzumschlag |
Quellen
[1] Eberhardt del’ Antonio – Heimkehr der Vorfahren, Das Neue Berlin 1966
[2] Die Science-fiction der DDR – Autoren und Werke, Verlag Das Neue Berlin 1988 – herausgegeben von Erik Simon und Olaf R. Spittel
[3] Illustrationen © Adelhelm Dietzel