02.04.2013

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coverWährend sich die Streaker und ihre Besatzung auf der Flucht vor ihren galaktischen Verfolgern befinden, planen die Gubru einen Überfall der Erd-Kolonie auf Garth. Die Gubru wollen deren Bewohner als Geiseln nehmen und so Druck auf den Erd-Clan ausüben, um mehr Informationen über die Entdeckung der Streaker-Expedition zu erhalten. Garth war für 50 000 Jahre an die Bururalli verpachtet, die seiner Flora und Fauna jedoch schwere Schäden zufügten. Die in ökologischen Fragen sehr sensibel reagierenden galaktischen Völker töteten daraufhin die Bururalli und degradierten deren Patrone zu Klienten der Thennanin. Garth wurde an die Menschen als Gegenleistung für ihre Verdienste bei der Wiederherstellung der Biosphäre vermietet.

Die Invasion beginnt.  Die kleine Verteidigungsflotte aus alten galaktischen Raumschiffen wird gleich  zu Beginn vernichtet. Der Pilot Fiben Bolger, ein Neo-Schimpanse des Erd-Clans, stürzt über Garth ab, überlebt jedoch. Da der Widerstand im Weltraum um Garth so einfach zu brechen war, glauben die Gubru auch mit relativ wenigen Einheiten auf der Oberfläche siegreich zu sein. Bei der Verteidigung ihrer Kolonie nehmen die Menschen sehr hohe Verluste hin und bekräftigen so ihr Recht auf den Planeten nach den Punkten des Galaktischen Gesetzes.

Es gelingt den Gubru dennoch relativ schnell den größten Teil der menschlichen Bevölkerung als Geiseln zu nehmen, da sie ein giftiges Gas einsetzen, für das nur sie ein Gegenmittel besitzen. Einige Menschen und Schimpansen werden durch das Gas getötet. Die überlebende menschliche Bevölkerung wird auf eine Insel gebracht und interniert.

Die Invasoren glauben nun, mit den Neo-Schimpansen auf Garth leichtes Spiel zu haben.

Die Erfahrung sagt ihnen, dass nach galaktischen Normen eine Klientenrasse ohne ihren Patron leicht kontrolliert und geführt werden kann. Sie wissen jedoch nicht, dass die Menschen beim Liften ihrer Klienten viel nachsichtiger vorgegangen sind als die anderen Galaktiker es je tun würden.  So besitzen Schimpansen fast die vollen Rechte innerhalb der menschlichen Gesellschaft. Nur die Fortpflanzung wird noch kontrolliert, um den Prozess der Evolution fortzusetzen.

Nach Beginn der Invasion bleiben zwei Tymbrimi und der Thennanin Kault auf Garth zurück. Uthacalthing hinterlässt den Gubru in der Zweigstelle der galaktischen Bibliothek eine Information, an der sie noch eine Weile zu rätseln haben werden. Der Tymbrimi will damit die uralte, verschlagene und kampferprobte Rasse der Gubru austricksen und zum Narren zu halten. Uthacalthing und der Thennanin-Botschafter werden anschließend bei ihrer Flucht abgeschossen.

Den Gubru gelingt es, einen Teil der Neo-Schimpansen der Hauptstadt Port Helena auf ihre Seite zu ziehen. Geschickt nutzen sie Ressentiments zwischen den Schichten der Bevölkerung aus. Ihre Anhänger rekrutieren sie aus dem Anteil der genetisch weniger aufgewerteten Schimpansen, die nur beschränkte Rechte zur Fortpflanzung haben.

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Währenddessen organisieren die Tymbrimi Athaclena und der Mensch Robert Oneagle einen Guerillakrieg im Gebirge. Der Widerstandskampf ist aber nicht sonderlich erfolgreich. Die Gubru scheinen stets zu wissen, wo sich die Erdlinge und ihre Technik befinden. Robert und Athaclena arbeiten als Team gut zusammen. Sein unkonventioneller Einfallsreichtum und ihr Verständnis der galaktischen Diplomatie erlauben ihnen später, den Gubru sowohl psychologisch als auch physisch bedeutenden Schaden zuzufügen. Nach seiner Rettung gesellt sich Fiben Bolger zu ihnen. Später wird er auf Erkundungsmission nach Port Helena geschickt und gerät dabei in Konflikt mit dem Verräter Eisengriff, einem berüchtigten Neo-Schimpansen.

Uthacalthing und Kault überleben den Absturz ihres Raumgleiters, der Weg zurück zur Zivilisation ist jedoch sehr weit. Zwischen den beiden kommt es immer wieder zu herrlich überdrehten Diskussionen. Dem oftmals zu kleinen Späßen aufgelegten Uthacalthing gelingt es nur selten, den mürrischen und  hochmütigen Kault aus der Reserve zu locken. Trotzdem vermag es der Tymbrimi, mit dem etwas beschränkt wirkenden Thennanin einen durchdachten und schließlich ziemlich kostspieligen Schabernack zu treiben. Er beauftragt einen Neo-Schimpansen, falsche Fährten zu legen, die die Existenz der sogenannten Garthlinge vermeintlich beweisen. Diese sagenhafte Rasse von vorempfindungsfähigen Wesen soll den Holocaust der Bururalli überlebt haben. Uthacalthing weiß aber nichts vom heimlichen und nicht genehmigten Uplift-Projekt, das die Menschen mit den Gorillas auf Garth begonnen haben.

Die Führungsstruktur der Gubru ist sehr labil. Die drei Kommandanten (Suzerains) der Invasionsflotte durchleben einen komplizierten Prozess, an dessen Ende sich einer zu einer Königin und die anderen beiden zu Prinzen entwickeln. Entscheidungen erfordern den Konsens der drei Kommandanten. Gleichzeitig verfolgt jeder seine eigenen Interessen, möchte selbst Königin werden. Deshalb reagieren die drei Gubru-Kommandanten in den meisten Situationen überzogen. Als der Suzerain für Kosten und Vorsicht bei einem Unfall durch die Widerstandsbewegung getötet wird, nutzen die anderen zwei Suzerain die Situation aus. Die Gubru-Kommandanten sind immer häufiger mit ihren inneren Machtkämpfen beschäftigt und schrecken auch vor Intrigen nicht zurück.

Der Suzerain für Gute Sitten greift den Garthling-Mythos auf und baut eine enorm teure Hyperraumweiche auf Garth. Sollten die Garthlinge gefunden werden, könnten die Gubru die Hyperraumweiche dazu verwenden, mit der Rasse einen über 100.000 Jahre gültigen Uplift-Vertrag abzuschließen.  Schließlich finden die Gubru auch noch Beweise für ein heimliches Uplift-Projekt in den Bergen, und kommen zu dem Schluss, dass der Erd-Clan heimlich mit dem Liften der Garthlinge begonnen haben muss.

Fiben Bolger befürchtet, dass die wohlbekannte Unbekümmertheit des Erd-Clans im Umgang mit den galaktischen Gesetzen die Bevölkerung der Neo-Schimpansen sowohl auf Garth als auch auf der Erde gefährden könnte. Es kommt zu einer Konfrontation zwischen ihm und Eisengriff, bei der das Schicksal aller Neo-Schimpansen auf des Messers Schneide steht. Die Gubru wollen nun die Hyperraumweiche für eine Uplift-Zeremonie der Neo-Schimpansen benutzen.

Aber plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Uthacalthings Schabernack ist in einem Maße erfolgreich, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Die teilweise gelifteten Gorillas erscheinen als Garthlinge bei der Zeremonie und möchten als Klienten in die galaktische Gemeinschaft aufgenommen werden. Sie wählen die Thennanin als Patrone und die Menschen und Neo-Schimpansen als Partner und Protektoren (diese Rassen überwachen das korrekte Vorgehen beim Liften).

Die Gubru werden von Garth vertrieben. Am Ende des Buches hat Uthacalthing bei seiner verzweifelten Suche nach Unterstützern für den Erd-Clan und seine Verbündeten noch den erhofften Erfolg. Die Thennanin und ihre Verbündeten stellen sich im galaktischen Konflikt auf die Seite der Erde.

Hintergrund

Der Roman »Entwicklungskrieg« ist das dritte Buch David Brins, das im Uplift-Zyklus spielt. Er erschien erstmals 1987 in englischer und 1990 in deutscher Sprache. Das Buch wurde 1988 mit dem Hugo Gernsback Award und dem Locus Award ausgezeichnet.

Die Handlung des Romans läuft zeitgleich zu den Geschehnissen in »Sternenflut«. Eine Figur aus »Sonnentaucher« spielt wieder mit. Helene Alvarez (geb. daSilva) unterzeichnet den Vertrag mit den Thennanin.

Persönliche Wertung

Nachdem David Brin sich in den ersten beiden Romanen seines Uplift-Universums auf die Darstellung der Menschen und Delphine konzentrierte, widmet er sich in seinem dritten Roman den Schimpansen.

Die Beschreibung der Haupthelden ist sehr genau und treffend. Die Figuren haben erkennbar Charakter, sind echte Persönlichkeiten. Wie im wahren Leben gibt es Helden, einfache Leute, aber auch Bösewichte. Besonders gelungen finde ich die Darstellung des Fiben Bolger. Athletisch gebaut, charmant im Auftreten ist er ein echter Playboy. Gleichzeitig erlebt der Leser ihn aber auch als nachdenklich und mitfühlend. Im Verhältnis zum weiblichen Geschlecht gibt er sich oft typisch männlich, ist manchmal aber auch unbeholfen und etwas begriffsstutzig. Wie für jeden Mann können die Launen einer Frau auch für ihn ein wahres Mysterium sein.

Die Darstellung der galaktischen Rassen gefällt mir gut und ließ mich beim Lesen häufig schmunzeln. Uthacalthings schräger Humor reibt sich wunderbar an Kaults Nüchternheit. Es ist interessant und unterhaltsam den beiden Außerirdischen zu folgen. Der oft schwerfällig und stur wirkende Thennanin wird mit Fortgang der Handlung immer sympathischer, weil der Leser an seiner Gedankenwelt Anteil hat. Und auch Uthacalthing entwickelt sich im Laufe der Zeit weiter. Aus dem Possenreißer, der nichts richtig ernst nimmt, wird ein nachdenklicher und ernsthafter Mann. Beide gehen gestärkt aus der Krise hervor. Für die Menschheit wendet sich das Schicksal zum Besseren, die Thennanin werden Verbündete.

Die Beschreibung der Gubru-Gesellschaft finde ich ebenfalls sehr gelungen. Als Leser fragt man sich häufig, woher der Autor seine Ideen nimmt. Man wird das Gefühl nicht los, das David Brin von etwas Selbsterlebtem berichtet. Auch in der bedrückenden Situation während der Invasion lassen sich humorvolle Momente entdecken. Mit einem Grinsen las ich die Klage eines Gubrus, wonach die Schimpansen sich so gar nicht wie normale Klienten verhielten. Sie seien widerspenstig, eigenwillig und am Schlimmsten (!) – sie laufen auch gern einfach mal weg; beachten noch nicht mal die primitivsten Regeln der galaktischen Höflichkeit.

Immer wieder spürt man die reiche Phantasie des Autors. Es gelingt ihm scheinbar mühelos, vor den Augen des Lesers eine Welt entstehen zu lassen, die eigentlich nur in seiner Vorstellung existiert. Diese Welt ist faszinierend und stimmig. Bereitwillig folgt man den Handlungspfaden, weil es so viel Interessantes zu entdecken gibt.

Ich kann diesen Roman nur empfehlen! Er ist überaus lesenswert!

Zum Buch

Englischer Originaltitel: The Uplift War
Autoren: David Brin
Deutsch: Gottfried Feidel
Verlag: WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN 1995
Seitenzahl: 941
Ausgabe: Paperback

Quellen

[1] Entwicklungskrieg –  WILHELM HEYNE VERLAG MÜNCHEN 1990

Das Bild  Thennanin Kault ist eine eigene Zeichnungen nach einer Grafik von Kevin Lenagh aus Contacting Aliens (An Illustrated Guide to David Brin’s Uplift Universe) – Bantam Books, a Divison of Random House (S. 67)

Das Bild Athaclena ist eine Zeichnung nach dem Coverbild von Michael Whelan der englischen Buchausgabe „Upliftwar“.

Das Bild Neo-Schimpanse ist eine eigene Zeichnung.