15.05.2021

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CoverDie Besatzung der Orbitalstation » Semlja 9« sichtet auf dem Radarschirm ein fremdes Raumfahrzeug. Wie sich später herausstellt, kommt es aus dem Andromedanebel.
Sind diese Lebewesen Freunde oder Feinde? Alle Versuche, mit den bekannten Verständigungsmitteln Kontakt aufzunehmen, misslingen.

Plötzlich führt ein gewaltiger Energieimpuls zum vorübergehenden Ausfall sämtlicher Bordsysteme der Raumstation. Das rätselhafte Verhalten der Außerirdischen beunruhigt die Mitglieder des Astronautischen Rates genauso wie die Besatzung der Orbitalstation »Semlja 9«. Ist das ein Zeichen technischer Überlegenheit oder eine feindselige Handlung?

Die fremden Raumfahrer untersuchen derweil das waffenstarrende Wrack des amerikanischen Raumschiffs »Conqueror«.

Einige Zeit später können die Kosmonauten eine Sendung der Besucher aus dem Nebel empfangen. Die Fremden stellen sich selbst und die Entwicklung auf ihrem Planeten in einem Bildbericht vor.

Die Menschen deuten dies als positives Zeichen. Ein bemannter Raumgleiter startet von der Raumstation und fliegt den Fremden entgegen. Die Besatzung soll direkten Kontakt aufnehmen. Doch das kleine Raumfahrzeug wird von den Fremden vernichtet.

Der Rat und die Kosmonauten der »Semlja 9« sind erschüttert und verzweifelt. Sie überlegen, ob ein Zusammenhang zwischen der Untersuchung des Wracks und dieser feindlichen Handlung bestehen könnte.

Tragfluegelboot Kometa

Der Astronautische Rat beschließt Verteidigungsmaßnahmen. In letzter Konsequenz soll der fremde Raumkörper vernichtet werden. Gleichzeitig veranlasst er eine Untersuchung aller verfügbaren Informationen über die »Conqueror«.

Historiker und Ermittler auf der Erde arbeiten fieberhaft, durchstöbern alte Daten und sprechen mit Angehörigen der ehemaligen Besatzung des amerikanischen Schiffes. Langsam werden die Vorgänge erhellt, die zum Tode der vier Kosmonauten geführt haben. Sie sind eine Folge unglücklicher Zufälle und Missverständnisse.

Als Mitglieder des Astronautischen Rates schon an der Möglichkeit eines Kontaktes mit den Außerirdischen glauben verzweifeln zu müssen, melden sich diese in irdischer Sprache.

Hintergrund

Der Roman »Besuch aus dem Nebel« ist der einzige Beitrag, den Otto Bonhoff zur Science-Fiction geleistet hat. Er basiert auf einem im Jahr 1973 uraufgeführten Schauspiel gleichen Titels. Außerdem gibt es noch eine Adaption in Form eines dreiteiliges Hörspiels, was ich selbst in den 80er Jahren im Rundfunk der DDR hören konnte. Der utopische Romans erschien 1974.

Persönliche Wertung

Für mich war der erste Kontakt mit Bonhoffs Besuchern aus dem Nebel das Hörspiel. Begeistert folgte ich der Handlung, war gespannt auf die fremden Raumfahrer, schockiert über den plötzlichen Tod der Kosmonauten, glaubte jedoch bis zuletzt an einen guten Ausgang der Geschichte.

Für mich war es damals einfach unvorstellbar, dass Lebewesen, die auf ihrer weiten Reise riesige Entfernungen überwunden haben, uns Menschen feindlich und kriegerisch begegnen. Diese Einstellung war wahrscheinlich sehr naiv, jedoch ziemlich typisch für einen jungen SF-Begeisterten in der DDR. Es gab keine SF-Werke über aggressiven Aliens oder kriegerische Konflikte im All. »Raumkundschafter Katman« von Horst Ansorge erschien erst 1987!

Der Roman »Begegnung aus dem Nebel« schildert umfangreich und sehr genau die Vorkommnisse im All und auf der Erde. Dabei ist die Nähe des Textes zur Handlung des gleichnamigen Schauspiels nicht zu übersehen.

Der Leser bekommt drehbuchartige Szenen aneinandergereihter bildhafter Szenen angeboten, wird jedoch dadurch daran gehindert, seiner eigenen Phantasie freien Lauf zu lassen. Durch die große Fülle an Informationen wird der Handlungsfortschritt verschleppt.

Über viele Seiten wird bspw. ein Film beschrieben, der starke Bezüge zu Erich von Dänickens »Erinnerungen an die Zukunft« aufweist. Das ist damals sicherlich interessant gewesen, hat jedoch mit der eigentlichen Handlung bis auf einen wichtigen Teilaspekt nur wenig zu tun.

Leider häufen sich solche Passagen und vor allem heutige Leser sind deshalb wahrscheinlich versucht, im Text einfach ein paar Seiten vorzuspringen, denn viele Informationen sind einfach bekannt oder irrelevant.

Für mich besonders interessant war die Darstellung unserer Welt in Bonhoffs Zukunft. Es ist eine friedliche, aber trotzdem wehrhafte Welt. Das Leben der Menschen verläuft nicht konfliktfrei und durch die Eroberung des Weltraums kommen neue Probleme hinzu. Es gibt speziell geschultes Personal, das die Sicherheit der Menschen gewährleistet und im Verteidigungsfall entsprechende Gegenmaßnahmen zur Verfügung hat.

Zentrales Anliegen des Romans ist, wie man sich gegen aggressiv scheinende Besucher verhält. Eindringlich ist deshalb seine Botschaft: Zurückhaltung und Besonnenheit kann vor Missverständnissen bewahren oder sie sogar ausräumen! Oberstes Gebot ist es, den anderen erst verstehen zu wollen und die Gründe seines Verhaltens zu erforschen! Der Einsatz von Waffen bleibt die allerletzte Option!

Der Astronautische Rat geht diesen Weg und hat am Ende die Möglichkeit, das Richtige zu tun! Damit vermittelt der Roman einen positiven Ausblick auf eine utopische Zukunft.

Zum Buch

Originaltitel: Besuch aus dem Nebel
Autor: Otto Bonhoff
Verlag: Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1974
Seitenzahl: 301
Ausgabe: Gebunden mit Schutzumschlag

Quellen

[1] Otto Bonhoff – Besuch aus dem Nebel, Mitteldeutscher Verlag Halle (Saale) 1974

[2] Die Science-Fiction der DDR – Autoren und Werke, Verlag Das Neue Berlin 1988 – herausgegeben von Erik Simon und Olaf R. Spittel, S. 107 – 108